Donnerstag, 4. Oktober 2018

Rezension: `Grenzgänger` von Mechtild Borrmann

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Bewegend, fesselnd und ergreifend!!















Henni verliert früh ihre Mutter und muss fortan für die drei Geschwister sorgen, denn der Vater ist meist mit sich selbst beschäftigt. Seit Kriegsende kann er seinen Beruf nicht mehr ausüben und es gibt für ihn nur noch die Kirche. Doch davon kann keine Familie leben und so entscheidet sich Henni, mit  Kaffeeschmuggel das nötige Geld zu verdienen. Doch sie wird dabei erwischt und gleichzeitig trifft ein schwerer Schicksalsschlag die Familie, an dem sich Henni schuldig fühlt.

Mechtild Borrmann schreibt in zwei Zeitebenen und aus  Perspektiven unterschiedlicher Personen, ich hatte jedoch keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Im Gegenteil, sie hat mich direkt in ihren Bann gezogen, wie ich es von den Büchern der Autorin gewohnt bin.

Nachdem Henni erwischt wird, sorgt der Vater dafür, dass sie in eine Besserungsanstalt kommt. Ihre Brüder sind nach Anraten des Pfarrers besser in einem Kinderheim aufgehoben, geführt von Ordensschwestern. Dort herrschen grauenvolle Zustände. Sollte es jemand wagen, sich den strengen Regeln des Heimes zu widersetzen, hat das schlimme Konsequenzen. Die `Erziehungsmethoden` der Schwestern grenzen schon an Folter, allein wenn ich gelesen habe, dass Bettnässen als eine Art Protest angesehen wurde, der ordentlich bestraft werden muss. Heutzutage weiß man, dass Bettnässen andere Ursachen hat, aber damals galt es wieder mal als ungezogen. Die Kinder wurden schlimm misshandelt und wenn schon mal ein Arzt aufmerksam wurde, wechselten sie ihn kurzerhand aus. Mir sind wirklich teilweise die Tränen gekommen, weil mir die Kinder so leid taten.

Zu der Zeit war es für die Eltern nicht üblich, eine Aussage in Frage zu stellen. Man hat damals so schnell alles geglaubt, wenn es vom Pfarrer oder Lehrer kam. Dann hörten sie dem Kind nicht zu, geschweige denn, glaubten sie ihm. Für die meisten Menschen war es unvorstellbar, dass Respektspersonen wie Lehrer oder Menschen, die im Dienste Gottes unterwegs sind, lügen könnten.
Und genau das ist hier der Fall, doch niemand hilft den Kindern.

Henni fühlt sich ihr Leben lang verantwortlich für ihre Geschwister, das geht sogar so weit, dass sie Jahre später ihre eigenen Bedürfnisse komplett ausschaltet.
Mechtild Borrmann erzählt ein bewegendes und ergreifendes Stück Zeitgeschichte, das einem wirklich unter die Haut geht. Eine ganz klare Leseempfehlung !!



©A.Lunau (Mechtild Borrmann bei einer Lesung)


Ich danke dem Droemer Knaur Verlag  für die Zusendung des Rezensionsexemplares.

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