Donnerstag, 25. November 2021

Rezension: `Eine Handvoll Würfelzucker` von Anett Klose

 

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Eine bewegende Familiengeschichte!









 Heiner muss das Haus, in dem er aufgewachsen ist, räumen, denn seine Schwester Hilde, die dort seit der Kindheit gelebt hat, ist wegen Demenz ins Pflegeheim gekommen.

Heiner kann nicht glauben, was Hilde jahrzehntelang vor ihm verborgen hat. Tagebücher, Briefe und Urkunden der Eltern, von deren Existenz er keine Ahnung hatte.

Anhand der neuentdeckten Unterlagen versucht Heiner, zusammen mit seinen Kindern und Enkeln, die Vergangenheit der Familie aufzuarbeiten.

Die Autorin wechselt zwischen den Zeiten und Personen. Sie lässt Heiners Vater erzählen, wie es ihm im Krieg und in den Jahren danach, die er in russischer Gefangenschaft verbrachte, erging.

 Die Verzweiflung, die Hoffnung, die Enttäuschung, die schwere Arbeit und die immerwährende Sehnsucht nach Hause haben mich sehr bewegt. Bei manchen Abschnitten kamen mir die Tränen über so viel Leid. Als Paul endlich Jahre nach Kriegsende nach Hause kam, hatten andere Familien sich schon etwas aufgebaut, doch für ihn war es schwierig, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen.

Heiners Mutter Elsa musste sich während seiner Abwesenheit allein mit den Kindern in der zerbombten Stadt durchbringen. Sie schrieb ihre Gedanken in ein Tagebuch, und zu allem Übel gab es da noch einen Brief, der viel Kummer über die Familie gebracht hat.

So lange als Ehepaar und Familie getrennt zu werden, und die Hoffnung nie aufzugeben, kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen.

Ein bisschen zu viel des Guten waren mir Pauls Briefe, die sich alle sehr ähnelten und die man hätte kürzen können. Im Nachwort ist zu lesen, dass dies die wahre Familiengeschichte der Autorin ist, und die Briefe so abgedruckt wurden, wie sie auch im Original vorhanden sind. 

`Eine Handvoll Würfelzucker` ist ein wirklich bewegender Roman über eine Familie, in der einiges schief lief.


                                                 




Dienstag, 23. November 2021

Rezension: `Melaten- Gräber erzählen Stadtgeschichte` von Detlef Rick

  

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Interessant!








Der Kölner Melatenfriedhof ist ein ganz besonderer alter Friedhof, und Detlef Rick erzählt in `Melaten` dazu Stadtgeschichte. Ich musste mich am Anfang etwas mit dem Buch anfreunden. Die Pläne sind sehr klein und auch fand ich zuerst alles etwas verworren. Doch nachdem ich mich näher mit dem Friedhofsführer befasst habe, entdeckte ich sehr viele informative Geschichten, und auch das Personenregister ist hilfreich. Bei einem Spaziergang über Melaten stößt man auf wunderschöne, teils sehr alte Grabmale, Skulpturen oder richtige Mausoleen. Es begegnen einem viele bekannte Namen aus der Stadt Köln, aus dem Karneval oder aus Funk und Fernsehen. Dirk Bach, Gisela Uhlen oder Heinz G. Konsalik sind nur einige davon.

Etwas zu bemängeln habe ich am Buch aber doch. Mir gefallen die Bilder nicht besonders. Ich habe schon so viele wunderschöne Fotos vom Melaten gesehen, dass ich von diesen ziemlich enttäuscht bin. Oft sind nur Grabausschnitte zu erkennen, vieles ist sehr düster und nicht besonders liebevoll fotografiert. Das finde ich extrem schade, denn der Friedhof hat ausreichend schöne Motive zu bieten.

Insgesamt ist das Buch aber ein gutes Nachschlagewerk und auf jeden Fall sinnvoll, wenn man Melaten erkunden möchte.

                                 




Ich danke Emons Verlag dem für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Montag, 15. November 2021

Rezension: `Die Ullstein Frauen und das Haus der Bücher` von Beate Rygiert

  

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Interessanter, spannender Roman über das Haus der Bücher!









Rosalie Gräfenberg ist geschieden und arbeitet als freie Journalistin, manchmal auch für den Ullstein Verlag. Als sie den großen Franz Ullstein, Generaldirektor des Verlages, kennenlernt, verliebt er sich direkt in sie und macht ihr kurz darauf einen Antrag.

Eine Liebesheirat ist es nicht, aber eine Verbindung bringt für beide Seiten Vorteile, und Rosalie willigt trotz des enormen Altersunterschiedes ein.

Damit zieht sich Franz nicht nur den Zorn seiner Kinder, sondern der ganzen Familie zu.

Dass es jedoch auch Riesenprobleme im Verlag geben könnte, damit hat keiner von beiden gerechnet. Rosalie ist den Brüdern Ullstein und anderen Mitarbeitern ein Dorn im Auge und sie versuchen, auch mit unlauteren Mitteln, sie zu vertreiben. Und sogar Franz` Stellung als Generaldirektor ist nicht mehr sicher.

Doch es gibt auch einige wenige Menschen, die zu Rosalie halten. Dazu gehört ihre beste Freundin, die bekannte Autorin Vicki Baum, die ein festes Büro im Ullstein Verlagshaus hatte. Die Hauptfiguren Rosalie, Vicki und das Tippfräulein Lili waren allesamt sympathische, toughe Frauen, wenn auch, aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsschichten.

Eine andere Person hat mir zuerst sehr gefallen, doch dann war ich maßlos enttäuscht über das Verhalten.

Beate Rygiert hat sehr gut recherchiert, was, wie sie im Nachwort schreibt, gar nicht so einfach war.

Die meisten Unterlagen über das Verlagshaus wurden im Krieg zerstört. Trotzdem hat sie es geschafft, einen sehr spannenden und ereignisreichen Roman zu schreiben. 

Ich fand es hochinteressant, näheres über den Ullstein Verlag zu erfahren und wie es dem Haus der Bücher in den 20er Jahren ergangen ist.

Die Ullstein Familie und ihre Intrigen hätte sicher Stoff für einen Mehrteiler gegeben, vor allem hätte ich gerne gewusst, wie es ihnen als Juden im Krieg ergangen ist. Ein wenig darüber erfährt man im Nachwort. Dort kann sich der Leser auch informieren, was im Roman Wahrheit und was Fiktion ist. 

`Die Ullstein Frauen und das Haus der Bücher` ist ein wirklich packender Roman. Mit ihrem kurzweiligen Schreibstil und der abwechslungsreichen Handlung, bei der Beate Rygiert uns hinter die Fassaden mehrerer Familien blicken lässt, hat sie mich vollends begeistert.

                                                                   



Ich danke dem Ullstein Verlag  und Netgalley.de  für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Samstag, 13. November 2021

Rezension: `Das Dorf und der Tod` von Christiane Tramitz

 

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True Crime Roman!!









Der alte Simon kehrt nach vielen Jahren in sein Heimatdorf zurück und besucht seinen Freund auf dem Friedhof. Dort auf der Bank sitzend, blickt er zurück und erinnert sich an Geschehnisse, die über 100 Jahre zurückliegen.

1921, Die junge, lebenslustige Vroni und der Bäckerssohn Lenz sind sehr verliebt. Doch als Vroni schwanger wird, verheiraten die Eltern sie mit dem verhassten, älteren Bauern Feistl und entziehen ihr das Kind. Die Vroni tat mit leid, weil man die Entscheidung der Eltern überhaupt nicht verstehen kann. Aber da sie erst 18 war, musste sie gehorchen. Was eine kaltherzig getroffene, falsche Entscheidung für das Leben der drei nachfolgenden Generationen bedeuten kann, hat mich erschüttert. 

Was früher im Dorf passierte, erfährt der Leser aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Mehrere Bewohner aus verschiedenen Generationen kommen hier zu Wort. Und es wird einem klar, wie beschwerlich das Leben für die Menschen in dieser Zeit war. 

Außerdem erzählt ein junger Mann in Kursivschrift über seinen Hass auf die Familie und dass er vorhat, zu töten. Was es damit auf sich hat, erfährt der Leser aber erst auf den letzten Seiten. Somit ist das Buch kein Krimi im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein historischer Roman oder eine Art Dorfchronik.

An den Schreibstil von Christiane Tramitz musste ich mich erst gewöhnen. Ich war schon drauf und dran, das Buch direkt nach dem ersten Kapitel wegzulegen, doch die positiven Rezensionen haben mich davon abgehalten. Und das war gut so. Mir hat `Das Dorf und der Tod` gut gefallen, zumal es sich um wahre Begebenheiten handelt. Über das schreckliche Verbrechen, das 1995 in dem Dorf in Oberbayern geschehen ist, hat die Autorin lange recherchiert und anschließend diesen True- Crime-Roman geschrieben.

Durch den besonderen Schreibstil fühlt man sich zurück in die Zeit versetzt und kann tief in die Geschichte eintauchen.


                                         


Ich bedanke mich beim  Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Dienstag, 9. November 2021

Rezension: `Das Talent` von John Grisham

 


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Kein Justizthriller !











 Wer diesmal wieder einen typischen Grisham Justizthriller erwartet, wird wahrscheinlich sehr enttäuscht werden.
In seinem neuesten Roman geht es um den jungen Basketballspieler Samuel, der in einem Dorf im Südsudan lebt. Einem Mannschaftscoach ist er dort aufgefallen und er bekommt die Chance, für ein Showturnier in die USA zu reisen. Wenn Samuel es schafft, sein Talent für Basketball unter Beweis zu stellen, könnte er in der stärksten Basketballliga der Welt spielen.

Kurz nach seiner Abreise wird sein Dorf von Rebellen überfallen und seine Familie teils getötet, teils konnte sie flüchten. Samuel weiß, dass er nun alles geben muss, um ein erfolgreicher Basketballstar zu werden, denn nur so hat er eine Chance, seine Familie finden und zu retten.

Diesmal konnte mich Grisham nicht so begeistern wie sonst. Das Hauptthema des Buches ist Basketball, und jede Bewegung auf dem Spielfeld wird detailliert beschrieben. Vielleicht ist es für die Leserschaft in den USA interessanter, aber hier muss man schon wirklich eingefleischter Basketballfan sein, um dieses Buch zu mögen. Ich glaube, der Großteil der Leser wird mit dem Jargon und den vielen Fachbegriffen nichts anzufangen wissen. 

Ein wenig Abwechslung vom Basketballthema gönnt uns der Autor, wenn er über Samuels Familie im Südsudan berichtet. Man erfährt Wissenswertes über den Bürgerkrieg, die Gräueltaten an der Bevölkerung und die Verhältnisse dort. Er schildert, wie die Mutter mit Samuels Brüdern nach dem Überfall flieht und ohne Nahrung oder Wasser durch die Einöde irrt. Sie haben alles verloren, aber aufgeben ist keine Option. Nach tagelangem Wandern erreichen sie ein Flüchtlingslager, das sie aufnimmt und ihnen auch die Möglichkeit zum Kontakt mit Samuel gibt.

Ich fand die Kapitel aus dem Südsudan weitaus spannender als die ganzen Basketballgeschichten. Gott sei Dank ist Grisham seinem gewohnten Schreibstil treu geblieben, der mich bis zum Ende hat durchhalten lassen. Nun schwanke ich zwischen 2 und 3 Sternen, habe mich aber für 3 entscheiden, weil der Klappentext mir schon hätte zeigen müssen, dass es sich diesmal um keinen  Justizthriller handelt.


                                                                     


                                                                       



Ich danke dem Heyne Verlag  für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Freitag, 5. November 2021

Rezension : `Die Stunde zwischen Nacht und Morgen` von Priska lo Cascio

 

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Spannender Roman über das `Schweizer Dorf` in Köln!








1946, Eli wächst behütet in ihrem Schweizer Elternhaus auf und schon bald steht die Hochzeit mit einem angesehenen Anwalt an.

Doch ihre Sehnsucht ist eine andere. Wenigstens einmal will sie vor dem Schritt in die Ehe noch etwas Sinnvolles tun. Sie schließt sich heimlich einer Hilfsorganisation an und verlässt die Schweiz in Richtung Köln ohne die Einwilligung der Eltern oder ihres Verlobten.

Was sie dort vorfindet, hätte Eli sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Hunger, Kälte, Krankheit, Tod. Köln wurde zerbombt, viele Häuser zerstört und es fehlt an allem. Da ist die Hilfe der Schweizer Spende nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Während ihrer Arbeit lernt Eli zwei Männer kennen, die ihr nicht gleichgültig sind, aber zuhause wartet ihr Verlobter Werner...

Priska lo Cascio hat sehr gut recherchiert und somit einen authentischen Roman über das, nach dem Krieg errichtete, Schweizer Barackendorf in Köln geschrieben. 

Elis fiktive Erlebnisse vor dem wahren geschichtlichen Hintergrund fand ich sehr spannend und interessant. Obwohl ich in Köln wohne, habe ich von dem `Schweizer Dorf` vorher noch nie gehört. Die Autorin hat alles sehr bildhaft beschrieben, sodass der Leser direkt in das Geschehen eintauchen kann. Ich kenne von meinen Eltern jede Menge Geschichten aus dem Krieg  und konnte viele Parallelen dazu feststellen.

`Die Stunde zwischen Nacht und Morgen` ist ein emotional bewegender und spannender Roman, der mich begeistert hat.



Ich danke dem Droemer Knaur Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.