Freitag, 17. August 2018

Rezension: `Das Verschwinden des Josef Mengele` von Olivier Guez

* * * * *
Absolut fesselnd!!!


















Josef Mengele, der berüchtigte Lagerarzt von Auschwitz, flieht 1949 nach Argentinien, weil es in Deutschland doch etwas zu brenzlig für ihn wird. Immer noch ohne jegliches Schuldbewusstsein baut er sich in der Ferne eine neue Existenz auf.
Olivier Guez hat Mengeles Leben nach dem Krieg in eine Art Romanform gebracht, die sich sehr gut lesen lässt. Eigentlich mag ich keine Bücher ohne gänzliche wörtliche Rede, doch bei seinem tollen Schreibstil ist mir das gar nicht so aufgefallen.
In Argentinien trifft Mengele auf viele Altnazis, die dort ebenfalls leben und sich oft treffen und zusammen in Erinnerungen an die schöne Zeit vom Dritten Reich schwelgen. Immer und immer wieder lassen sie die Geschehnisse Revue passieren und niemand ist sich einer Schuld bewusst.  
Präsident Peron hat keinerlei Skrupel, den Mördern und Verbrechern Asyl zu gewähren, sodass sie mit seiner Hilfe wie Gott in Frankreich leben können.
Sie gehen in die Oper, haben Essen und Trinken im Überfluss und  lassen es sich richtig gut gehen.
Wenn sie Nachrichten aus Deutschland lesen, wird darüber diskutiert, Adenauer nennen sie verächtlich nur Rabbi Adenauer, weil er judenfreundlich gesinnt ist und die Schuld der Deutschen anerkennt, was für die Altnazis ein Unding ist. Die BRD wird verpflichtet, mehrere Milliarden Dollar Reputationszahlungen an Israel zu leisten und Entschädigungen für die Juden, das ist natürlich für die alten Kameraden nicht tolerierbar. Sie planen das Deutsche Reich so wiederherzustellen, wie es damals war. Gott sei Dank gelingt ihnen das aber nicht.
 Mengele wird im Buch als ein Jammerlappen dargestellt, der mit nichts zufrieden ist, von seiner Familie in Deutschland ununterbrochene Unterstützung verlangt und sehr anspruchsvoll und unverschämt ist. 
Mengele möchte für seine Taten in Auschwitz bewundert werden, für die schrecklichen Quälereien, die er den Häftlingen zugefügt hat, indem er sie für seine Versuche missbraucht hat. Die unvorstellbarsten Versuche hat er vor allem mit Kindern, Zwillingen, aber auch Erwachsenen angestellt. Unfassbar, wozu Menschen, dazu noch ein Arzt fähig sind.
Wahrhaftig findet er auch in Argentinien Bewunderer, die ihn verehren wie einen Helden, ihm weiterhelfen und ihn unterstützen.
Ich habe schon einiges aus der Zeit und auch über Mengele gelesen, aber dieses Buch hat mich erneut erschüttert.

Der Leser erfährt zusätzlich viel über die Geschichte Argentiniens und die Herrschaft Perons, unter der  Mengele unbehelligt jahrelang unter seinem echten Namen leben konnte. Erst Ende der 50er Jahre wurde er wirklich als NS- Kriegsverbrecher gesucht und flüchtete später nach Brasilien.
Nun lebte er in ständiger Angst, sie könnten ihn schnappen, doch leider wurde er nie gefasst.

Ein gut recherchierter, bedrückender Tatsachenroman, der mich von Anfang bis Ende gefesselt und mich noch eine ganze Weile beschäftigt hat.
Eine ganz klare Leseempfehlung !!!!!




Ich danke Netgalley und dem Aufbau Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplares.

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