Sonntag, 21. Oktober 2012

Rezension : Jörg & Miriam Kachelmann : Recht und Gerechtigkeit


 * * * *


Leider kein Märchen.....






Es geht hier nur um die Rezension des Buches, die nichts damit zu tun hat, ob ich Kachelmann für unschuldig halte, oder ob mir sein Lebensstil vor der Verhaftung gefallen hat.

Mich hat das Buch interessiert, weil ich gerne seine Sicht der Dinge hören wollte.

Genau wie Jörg Kachelmann vor seinem Prozess, war auch ich immer der Meinung "Wer nichts verbrochen hat, dem kann auch nichts geschehen."

Beim Lesen dieses Buches sind mir allerdings Zweifel gekommen, ob an deutschen Gerichten wirklich immer versucht wird, Gerechtigkeit auszuüben.

Kachelmann kommt, nichts Böses ahnend, von den Olympischen Spielen aus Kanada zurück. Am Flughafen wird er direkt verhaftet.

Wie diese Verhaftung abgelaufen ist, beschreibt er ganz genau. Er wird wie ein Schwerverbrecher behandelt und es hört sich an, als ob es nicht gerade von Vorteil wäre, ein Promi zu sein.

Am heftigsten fand ich, dass während der ganzen Zeit die Polizistentochter dabei war, die auch einmal etwas Aufregendes erleben wollte und von Papa mitgenommen wurde.

Dass ein, bis dato unbescholtener, Bürger so behandelt wird, war für mich unglaublich.

Die anschließende Schilderung der Umstände in seiner U-Haft, der Schmutz, die Verpflegung und der Alltag mit den Knastkumpels fand ich sehr interessant.

Seine, am Anfang noch unerschütterliche Meinung, dass sich die Falschbeschuldigung schnell aufklären wird, und seine spätere, immer heftiger werdende, Verzweiflung haben mich schon sehr bewegt.

Man ist ja auch völlig machtlos, wenn man hinter Gittern sitzt, während draußen das eigene Leben bis ins kleinste Detail in den Medien ausgebreitet wird.

Natürlich war sein Lebensstil mit den "Lausemädchen" nicht moralisch korrekt, aber er war eben auch nicht strafbar.

Doch da sitzt man im Knast und spürt, wie das ganze Leben den Bach runtergeht, es nie wieder normal sein wird, die Karriere zerstört ist und auch Freunde sich sehr reduzieren, gerade wenn man sie am dringendsten braucht. Und man kann nichts dagegen tun!

Und das alles, weil eine verschmähte Geliebte einfach Dinge behauptet, die ein nicht befangener Staatsanwalt sofort in der Luft hätte zerreißen müssen.

Kachelmann beschreibt die, vom Gericht festgestellten, Lügen der Anklägerin, die ihn eigentlich schon früh hätten entlasten müssen. Z.B, sagten die Staatsanwälte aus, das die Anklägerin sie mehrfach belogen hat, und auch DNA Spuren wurden nicht gefunden.

Trotzdem wird an dem Vorwurf der Vergewaltigung festgehalten.

Ich habe, während des Prozesses, die Berichterstattung von Alice Schwarzer in der BILD verfolgt. Sie sollte ja eigentlich vom Prozess berichten, doch ich hatte den Eindruck, sie führte einen privaten Feldzug gegen Kachelmann. Die Lügen oder offensichtlichen Falschaussagen der Anklägerin ignorierte sie einfach. Das war schon damals für mich einfach nur unprofessionell und spiegelte nur ihre eigene Meinung wider. Doch wie viele Menschen lesen das und bilden sich dadurch ihr Urteil ?

Und auch nach Kachelmanns Freispruch gibt es keine Entschädigung für ein, im Grunde, zerstörtes Leben.

Später empfand ich den Schreibstil im Buch als etwas anstrengend, denn es ist im Grunde eine Abrechnung mit Gericht , Polizei und Staatsanwaltschaft. In seiner Situation kann ich das zwar sehr gut verstehen, doch das Lesen wurde durch häufig angeführte Zeitungsartikel oder Auszüge aus Gerichtsakten doch sehr mühselig.

Ich kann nachvollziehen, dass Kachelmann dieses Buch schreiben wollte, um alles einmal aus seiner Sicht darzulegen, doch ich glaube, er hat sich damit keinen Gefallen getan.

Diejenigen, die ihn weiter für schuldig halten wollen, werden das Buch sowieso nicht lesen.

Kachelmann ist beruflich und wahrscheinlich auch finanziell erledigt und es wird für ihn nie wieder so sein, wie es mal war.

Wenn das alles so stimmen sollte, wie er es im Buch beschreibt, ist das Ganze ein Justizskandal erster Güte.

Das Buch ist auf jeden Fall interessant und lesenswert, aber der flüssige Schreibstil vom Anfang läßt leider später nach und dadurch liest es sich etwas mühseliger.









7 Kommentare:

  1. Ich mache um dieses Buch einen großen Bogen, nicht weil ich ihn unbedingt für schuldig halte, aber weil ich einfach nicht weiß was von beidem er nun ist.
    Ich meine es gibt einige Fälle wo Frauen Männer beschuldigen, sie vergewaltigt zu haben, obwohl das nicht der Fall ist. Das ist nicht nur schrecklich für den Mann sondern vor allem eine Ohrfeige und Respektlosigkeit den Frauen die genau das durchgemacht haben.
    Aber genauso gibt es viele Fälle wo die Männer freigesprochen wurden obwohl sie diese, abscheuliche Tat begangen haben.. Das ist doch einfach traurig und widerwärtig.
    Es steht für mich Aussage gegen Aussage, es ist möglich das er es getan hat, genauso möglich dass er es nicht getan hat.

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    1. Hallo Svenja, aus diesem Grund habe ich das Buch gelesen, denn in den Medien wurde ja soviel geschrieben und erzählt, dass niemand mehr wußte, was wahr sein könnte und was nicht.
      Kachelmann führt allerdings soviele Vorfälle auf, die ich vorher ganz anders gehört hatte. Ich glaube nicht, dass er es sich leisten könnte, im Buch Fakten wiederzugeben, die nicht stimmen. Dann würden es ja wieder einstweilige Verfügungen rasseln. Daher bin ich jetzt mal davon ausgegangen, dass die Dinge, die er vor,während und nach dem Prozess etc.beschreibt,(Beweisführung,Zeugenaussagen,DNA Ergenisse, Lügen der Angeklagten usw) auch der Wahrheit entsprechen. Und wenn das alles so stimmt, dann kann ich hier wirklich nicht verstehen, dass die Anklage nicht sofort fallen gelassen wurde. Ich kann Dir nur empfehlen, das Buch auch einmal zu lesen...L.G. Annette

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  2. *WENN das alles so stimmt*...
    Daran scheitert das Buch bereits. Um einen Vergleich anstellen zu können, müsste man auch die Version der Frau kennen.
    Die einseitige Betrachtung eines Vergewaltigungsprozesses zu Lasten der Anzeigeerstatterin, die auch noch mit vollem Namen zu lesen ist, klingt in meinen Ohren ganz schwer nach "Rache ohne Grenzen".

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  3. Ich glaube er musste dieses Buch schreiben um sich alles von der Seele zu "reden" ob nun stimmt oder nicht!
    Das kann nur er allein wissen.
    Die Rezi hast du echt toll geschrieben, bin direkt mal Leserin geworden :)

    Liebe Grüße Nina

    http://ninasbuecher.blogspot.de/

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    1. Hi Nina, danke für das Lob, hab mich gefreut L.G. Annette

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  4. Was mir Kachelmann glaubhaft macht, sind eben die unverständlichen und wohl überfüllten Passagen. Das erinnert mich an mich, wenn ich mich gegen Unrecht verteidige: Du bist verletzt und versuchst allen Unverletzten Deine Sicht deutlich und deutlicher und noch einmal klar zu machen.

    Es ist wohl eine Verteidigungsrede. Aber nach Prozeß und heißer Schlacht der Meinungen weiß Niemand nichts - und will sich wohl auch nicht mehr die Mühe machen, selbst etwas Falsches zu sagen. Ich denke die beiden verletzten Parteien müssen noch einige Jahre -und andere Schicksalsschläge- hinter sich bringen, wenn sie die Wahrheit so darstellen wollen, dass sie auch glaubhaft erscheint. Aus der Ferne, die die Details verwischt...

    Prominenz hat auch Nachteile. Erhörte Gebete, schreibt Truman Capote. Und ob seins wahr war?

    Wiederherstellung des Rufs? Evrybodies Darling aber auch auf der anderen Seite die Streiterin für die unterdrückte Frau. Das ist wohl nicht mehr zu bekommen. Wer glaubts?

    Der Ruf des anständigen Bürgers aber kann man auf Dauer wohl wieder bekommen. Mit Geduld muß wieder erworben werden, was jeder ohne besonderen Aufwand geschenkt bekommt. Ungeduld, auch läßliche Sünden können das (Vor)Urteil bestätigen. Insofern wirklich bedauerlich. Wenn unschuldig.

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  5. Sehr leidenschaftlich geschrieben, aber... mir war es ein bisschen zu sehr im-Buch :-)

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