Sonntag, 28. Oktober 2012

Rezension : Nacht des Ketzers : Andreas Weinek


* * * *


Das Leben und Sterben  

Giordano Brunos !!









Der Roman handelt von dem italienischen Mönch und Philosophen Giordano Bruno, der im 16.Jahrhundert gelebt hat.

Giordano hat freiwillig das Leben als Domenikaner-Mönch gewählt. Er liebt es zu lesen, zu studieren, zu philosophieren und mit anderen Menschen zu diskutieren.


Doch je länger er im Kloster lebt, desto mehr wird ihm klar, dass er so ziemlich der Einzige ist, der dieses Interesse hat.

Giordano versucht noch , die anderen Mönche zum Mitdenken zu bewegen, doch gleichzeitig zeigt er ihnen bei jedem seiner Vorträge, für wie einfältig er sie hält.

Dadurch wird er nicht unbedingt beliebt bei seinen Mitbrüdern. Giordano macht sich über sie lustig; nennt sie Hohlköpfe, weil sie Marienstatuen verehren und Heilige anbeten. 
Als er noch so weit übers Ziel hinausschießt, dass er die ganze Lehre der katholischen Kirche in Frage stellt oder gar verleugnet, gerät er ins Visier der Heiligen Inquisition.

Giordano verläßt das Kloster und zieht in die Welt, denn seiner Meinung nach wird es für einen zukünftigen Philosophen wie ihn, im Kloster auf Dauer zu eng.

Sein Mitbruder Guiseppe wurde von Rom schon vorher auf ihn angesetzt, ihm überallhin zu folgen, um ihn ggf. der Inquisition auszuliefern.



Ich wußte bisher relativ wenig über das Leben Giordano Brunos; ich habe anschließend mal gegoogelt, und habe dabei festgestellt, dass Andreas Weinek für diesen Roman wirklich perfekt recherchiert hat.


Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge unterteilt; der Rückblick auf Giordanos Weg seit Verlassen des Klosters, aber schon ab dem 2. Kapitel erleben wir Giordano als Gefangenen in der Engelsburg in Rom, wo er unter Folter seine ketzerischen Äußerungen widerrufen soll.

Danach wird ziemlich häufig zwischen den beiden Zeiten hin- und hergeschaltet, was mir  nicht so gut gefallen hat
Mir persönlich wäre es lieber gewesen, die Zeit der Gefangenschaft im Kerker wäre erst in den späteren Kapiteln  ausführlich behandelt worden. So empfand ich es oft etwas verwirrend, in welcher Zeit wir uns gerade befinden.

Ein dritter Handlungsstrang befaßt sich mit Guiseppe, der Giordano folgen soll.
Wieder ein anderer mit den Kirchenobersten, Kardinal Bellarmin und Ordensgeneral Beccaria.
Später kommt noch die englische Seite dazu..
Das hat mich zugegebenermaßen am Anfang ziemlich durcheinander gebracht, zumal der Wechsel der einzelnen Szenen oft sehr rasch passiert und sich die Namen auch noch ähneln.

Allerdings wurde das besser, nachdem ich mich an den `sprunghaften` Stil des Autors gewöhnt hatte.


Mehr und mehr wurde ich dann doch mitgerissen und konnte ganz in die Zeit des 16.Jahrhundert abtauchen.

Andreas Weinek läßt seinen Protagonisten nicht gerade in einem sympathischen Licht erscheinen; sondern stellt ihn als ziemlich von sich eingenommen dar.

Die meisten Menschen sind Giordano zu dumm und einfältig und andere Meinungen akzeptiert er nur schwer.
Seine Thesen und seine Gedanken sind die einzig Wahren und die verteidigt er auch bis zum Tode.

Auf der anderen Seite beschreibt Andreas Weinek ihn dann wieder als ziemlich weltfremd; wenn es um das tägliche Leben geht. Von anderen Gelehrten ist er sehr leicht zu beeindrucken, falls er sie für ebenbürtig hält. Da wird  er zu schnell vertrauensselig und plaudert, ohne nachzudenken, Dinge aus, die andere Menschen ins Verderben stürzen.

Teilweise hatte ich wenig Mitleid mit seinem Schicksal, weil ich ihn nicht wirklich mochte. 
Aber gerade das war etwas, dass mich gereizt hat, denn dass ich die Hauptperson eines Romans so unsympathisch fand, ist noch nicht oft passiert.

Interessant war mal wieder zu lesen, wie die Kirche zur Zeit der Inquisition die Andersgläubigen gefoltert hat. Unvorstellbar, das jemand unter diesen Qualen nicht widerrufen hat und seinen Grundsätzen treu bleiben konnte.

Zum ersten Mal habe ich ein Bild davon, was eigentlich `vierteilen`bedeutete.

Aber wie schon so oft gelesen, die Kirchenobersten hatten ein merkwürdiges Unrechtsbewußtsein. Während sie sich der Völlerei, Hurerei oder Knabenschändung hingaben, war jemand, der etwas gegen die Kirche sagte, direkt ein Fall für die Inquisitoren.


Das Buch hat mir gut gefallen, ich bin allerdings hin und hergerissen. Einerseits fand ich manche Stellen sehr langatmig und dann konnte ich wieder nicht aufhören zu lesen, weil es so spannend war.


Daher vergebe ich 4 Punkte für ein wirklich lesenswertes Buch.




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