London,1909. Nach dem Tode ihres Mannes muss die Witwe Edna McAlister ihre vier Kinder alleine großziehen. Obwohl alle mit anpacken, reicht das Geld vorne und hinten nicht, und die älteste Tochter Laura muss weiter entfernt eine Stelle als Hausmädchen annehmen.
Als die Mutter schwer erkrankt, werden die drei jüngeren Geschwister einfach in ein Waisenhaus gegeben. Obwohl Laura so schnell wie möglich nach London zurückkehrt, wird sie nicht zu ihnen gelassen. Sie stehen jetzt unter der Obhut des Staates. Kurze Zeit später befinden sich die Kinder bereits auf dem Weg nach Kanada, um sie dort als billige Arbeitskräfte zu vermitteln.
Laura setzt alle Hebel in Bewegung, um das Sorgerecht zu bekommen, doch es ist zu spät. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als unter falschem Namen eine Stelle im Heim anzunehmen und andere Kinder nach Kanada zu begleiten. Nur so kann sie herausfinden, was mit ihren Geschwistern passiert ist.
In einem anderen Handlungsstrang geht es um den attraktiven Andrew Frasier, der zum Ärger seines Vaters nicht auf dem herrschaftlichen Gut lebt, sondern Jura studiert hat und nun für eine Organisation tätig ist, die sich um Heimkinder kümmern soll. So führt ihn sein Weg auch nach Kanada, wo ihm schnell einige Vorzeigefamilien vorgeführt werden, sodass er sieht, wie gut es die Kinder getroffen haben.
Carrie Turansky hat über die Verschiffung britischer Waisenkinder nach Kanada geschrieben, wovon ich vorher noch nie gehört habe.
Obwohl das Thema gar keine einfache Kost ist, lässt sich der Roman sehr leicht lesen. Das gelingt einem, weil Laura und Andrew sympathische Charaktere sind und die Story auch die eine oder mehrere Romanze enthält.
Manche Kinder trafen es gut an in ihren neuen Familien, aber viele wurden wie Sklaven gehalten, mussten von morgens bis abends schuften, wurden oft misshandelt oder gar missbraucht. Eine Lobby hatten sie nicht. Es gab in England quasi niemanden, den es wirklich interessierte, was mit ihnen nach der Überfahrt passierte.
Unerwartete Hilfe bei ihrer Suche bekommt Laura von Andrew, der ihr zur Seite steht und versucht herauskriegen, in welche Familien ihre Geschwister gekommen sind. Er ist fassungslos, welche Missstände er dabei aufdeckt.
Im Nachwort habe ich gelesen, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, was das Ganze noch unvorstellbarer macht.
`Weiter als der Ozean` ist ein Roman, den ich unbedingt empfehle!! Toller Schreibstil, interessantes, sehr berührendes, spannend umgesetztes Thema mit liebenswerten Protagonisten.
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