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Sehr bewegend!!
Ich erinnere mich noch erschreckend deutlich an die Geiselnahme im olympischen Dorf, es war der Sommer 1972, und ich war 14 Jahre alt.
Jetzt war ich sehr gespannt, wie Petra Mattfeldt dieses schwierige Thema in ihrem Roman angegangen ist.
Die olympischen Spiele in München sollten viele Nationen friedlich beim Sport vereinen, die Jugend der Welt traf sich zum fairen Wettstreit. Alles wurde vom olympischen Gedanken getragen – eine heitere, unbeschwerte Zeit war geplant, die Polizei im olympischen Dorf war nicht bewaffnet und hatte auch keinen besonderen Auftrag. Die Bedenken, die vonseiten des Polizeipsychologen kamen, wurden in grenzenlosem Optimismus beiseite geschoben, obwohl er genaue, schreckliche Szenarien beschrieben hatte.
Zum besseren Verständnis lernt der Leser zunächst einige der handelnden Personen näher kennen, jedoch gerade nur so viele, dass man sehr gut den Überblick behalten kann.
So trifft man auf Angelika, eine junge Sportlerin aus der DDR, die sich mit dem israelischen Ringer Roman angefreundet hat, ihn aber nicht mehr treffen darf. Die Trainer verbieten es ihr schlichtweg. Angelika merkt zum ersten Mal, in welchem Überwachungsstaat sie lebt und wie schön ein freies Leben in der BRD sein könnte. Sie spielt mit dem Gedanken, zu fliehen.
Dann passiert das Unbeschreibliche - Palästinische Terroristen dringen in das olympische Dorf ein und nehmen die israelische Ringermannschaft als Geiseln.
Petra Mattfeldt kennt man hauptsächlich unter ihren Pseudonymen Ellin Carsta und Caren Benedikt, als Autorin historischer Romane. Doch mit „München '72“ hat sie bewiesen, dass noch ganz andere Qualitäten in ihr stecken.
Lange Zeit hat sie recherchiert, damit auch alles den Tatsachen entspricht.
Im Nachwort kann man genau lesen, was in ihrem Roman Fiktion und was Realität ist. Die Geschehnisse werden abwechselnd von verschiedenen Menschen erzählt, von denen die meisten Charaktere an eine wirkliche Person angelehnt sind.
Die Unfähigkeit der damaligen Polizei ist unvorstellbar. Es gab keinen konkreten Plan zur Geiselbefreiung, kein sinnvolles Konzept, niemand war für solch eine Situation auch nur ansatzweise ausgebildet. Die Hilfe israelischer Elitetruppen wurde aus Stolz abgelehnt, und es ist unfassbar, wie stümperhaft man die Terroristen ohne geeignete Gewehre oder Ausrüstung überwältigen wollte.
Die GSG9 wurde erst im Anschluss an dieses Drama, bei dem viele Menschen den Tod fanden, ins Leben gerufen.
Petra Mattfeldt hat einen großartigen, bewegenden Roman über ein bitteres Stück Geschichte geschrieben, der mich noch lange beschäftigen wird.