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Dienstag, 8. April 2014
Rezension: `Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert` von Joel Dicker
* * * *
Die Hälfte hätte auch gereicht...
Der Bestsellerautor Marcus steht mächtig unter Druck, denn es fällt ihm partout nichts ein, worüber er einen zweiten Roman schreiben könnte. Die Zeit rennt ihm davon, der Verleger sitzt ihm im Nacken, doch seine Seiten bleiben weiß und leer.
Da kommt er auf die Idee, seinen alten Freund und Mentor, Harry Quebert, ebenfalls Bestsellerautor, zu besuchen, in der Hoffnung dort die nötige Ruhe und Inspiration zu finden.
Kaum angekommen, wird in Harrys Garten die Leiche der vor 33 Jahren verschwundenen Nola gefunden.
Das Mädchen wurde ermordet und Harry wird als dringend tatverdächtig festgenommen, zumal er zugibt, ein Verhältnis mit der damals 15 jährigen gehabt zu haben.
Marcus jedoch glaubt an die Unschuld seines Freundes und versucht auf eigene Faust zu ermitteln. Gleichzeitig sind auch die Ideen für ein neues Buch da.
Der Roman besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, wovon der Hauptteil in der Gegenwart spielt. Zwischendurch schaltet der Autor immer in das Jahr 1975 zurück, das Jahr, in dem Nola verschwunden ist.
Es geht um die Zeit vor und nach Nolas Verschwinden, vor allem die Liebesgeschichte von Harry und dem Mädchen nimmt großen Raum ein.
Der Stoff bietet eigentlich jede Menge Vorlagen für einen guten Roman, der Autor schreibt auch flüssig und das Buch lässt sich leicht lesen.
Trotzdem gibt es für mich einige Kritikpunkte..
Dass ein erwachsener Mann sich in eine 15jährige verliebt, soll ja vorkommen. Doch diese Liebesgeschichte kam mir insgesamt so albern vor.
Kein Mensch hat 1975 noch so gesprochen. Vor allem Nola, die Harry immer noch siezt, obwohl sie ein Paar sind, ging mir mit ihrer naiven Sprache auf die Nerven.
Der Stil ihrer Liebesbriefe erinnerte mich an die Romanheftchen von Hedwig Courths Maler.
Diese Liebesgeschichte der beiden hätte eher im vorigen Jahrhundert spielen können.
Um Harry von dem Mordverdacht zu befreien, möchte Marcus den wahren Täter finden. Er versucht, manchmal auch zusammen mit der Polizei, die Zeit vor Nolas Verschwinden vor 33 Jahren zu rekonstruieren. Doch so manches, das er herausfindet, möchte er gar nicht wirklich wissen...
Immer wenn man als Leser denkt, nun ist der Fall aufgeklärt, es kann nichts mehr kommen, bringt der Autor einen neuen Tatverdächtigen ins Spiel.
Das machte auf mich allerdings den Eindruck, als müsse er unbedingt 700 Seiten schaffen, denn es wirkte doch alles sehr konstruiert und oft auch langatmig.
Ich denke, 500 Seiten hätten hier völlig ausgereicht, um diese Geschichte zu erzählen.
Der Schreibstil des Autors hat mir eigentlich gut gefallen, aber die Sprache der Protagonisten nervte. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, habe mich dann doch für 4 entschieden, denn das Buch ließ sich wirklich flüssig lesen und es war zumindest so fesselnd, dass ich doch immer wissen wollte, wie es weitergeht..
Ich habe das Buch zwar noch nicht gelesen, kann mir aber vorstellen, dass mich genau sowas auch nerven würde. Das mit den siezen ist ja wirklich meiner Meinung bescheuert ;-).
AntwortenLöschenAber gut...
Liebe Grüße
Vanessa